Max

Erinnerst Du Dich noch daran, wie Max Eva zum ersten Mal nach vielen Jahren auf dem Schrunser Fest begegnete? Erlebe nun aus seiner Sicht, wie er das Wiedersehen und Evas Eroberung erlebt hat. Sein Part beginnt direkt nach dem Treffen mit Eva, als sie zu ihren beiden Teammitgliedern, Helena und Theo, an einen Getränkestand zurückkehrt und er sich verabschiedet, um sie hoffentlich bald wiederzusehen.

Und nun viel Spaß mit Max!

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Max schlenderte zu einem Bierstand gleich in der Nähe. Er wählte einen Stehplatz an der Theke, sorgsam darauf bedacht, Eva weiterhin im Blickfeld zu haben, ohne jedoch selbst bemerkt zu werden. Ihm fiel auf, dass sie wild mit den Händen durch die Luft gestikulierte, da sie offenbar in eine Diskussion mit ihren Freunden verstrickt war. Sie wirkte geradezu aufgekratzt. Worum es dabei wohl ging? Wie gerne hätte er Mäuschen gespielt.

Max nahm einen großen Schluck aus dem Bierkrug, dann atmete er tief durch. Er hatte es geschafft, der Anfang war gemacht. Seit Jahren malte er sich aus, wie es wohl sein würde, wenn er Eva als völlig neuer Mensch gegenübertreten würde. Nicht mehr als der verklemmte Max aus armen Verhältnissen, sondern als erfolgreicher Mann, der sich persönlich und körperlich nach hartem Drill zu einem ihr annähernd ebenbürtigem Mann weiterentwickelt hatte. Und dass er so weit gekommen war, das hatte er Lucifer zu verdanken. Wie einen Obdachlosen hatte er ihn damals aufgenommen, ihm wieder einen Lebensinhalt geschenkt und vor allem die Erfüllung seiner Träume in Aussicht gestellt. Von da an war er nicht mehr zu bremsen. Rund um die Uhr trainierte er und bildete sich weiter, um Lucifers Immobiliengeschäfte abwickeln zu können, die Hintergründe seiner weiteren Geschäfte zu begreifen und diese zu betreuen. Und Lucifer stellte ihm auch einen Personal Trainer zur Seite, der ihn in Fitness und Ernährung betreute. Als er dann soweit war, bekam er den letzten Feinschliff durch Lilia, die ihm eine intensive Typberatung angedeihen ließ, die eher einer völligen Typveränderung gleichkam. Die Resonanz bei vielen Frauen war allerdings überaus positiv, das spürte er deutlich. Doch nach wie vor wollte er nur Eva. Sie hatte es ihm schon immer angetan.
Heute, nach drei intensiven Jahren, die nicht nur Positives mit sich gebracht hatten, gehörte er zu Lucifers fähigsten Mitarbeitern und seinem engsten Kreis. Dieser entlohnte ihn großzügig für sein Engagement und würde alles tun, um ihm nun auch seinen Hauptwunsch zu erfüllen: Eva zu erobern.

Max reckte den Kopf, um sie besser sehen zu können. Mittlerweile war so viel los, dass die Besucher des Gaudifestes sich nur noch durch die Menge schoben. Doch da war sie wieder. Eva warf den Kopf in den Nacken und lachte mit ihren Freunden über irgendetwas. Wie strahlend sie doch aussah!

»Jetzt bist du deinem Ziel so nah«, krächzte plötzlich eine Männerstimme hinter ihm, sodass er erschrocken herumfuhr.
»Don, was machst du denn hier?« Max betrachtete den Dämon voller Argwohn, doch der zeigte ein schiefes Lächeln.

»Wie in den letzten drei Jahren gehe ich meiner Arbeit nach und folge deiner Angebeteten. Du willst doch nicht, dass auf der Zielgeraden noch etwas schiefgeht und sie heute noch in den Armen eines anderen landet, oder?«

Max gab ein Geräusch von sich, das nach einem Mix aus Lachen und Schnauben klang. »Natürlich nicht.«
Der Dämon griff nach Max‘ Bierkrug und nahm einen kräftigen Schluck. Max kniff die Augen zusammen, verzichtete jedoch auf einen Kommentar und bestellte sich kurzerhand ein neues Bier. »Prost«, sagte er und schaute erneut zu Eva herüber.
Don wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, um den Bierschaum zu entfernen. »Na ja, bei dem Arzt, mit dem sie mal eine Affäre hatte, wäre ich fast eingeschritten. Die Bettgeschichte mit ihm lief doch über einige Wochen. Doch dann hatte sie ihn endlich abgeschossen.« Er zuckte die Achseln. »Tja, wenn sich die Sache nicht von allein erledigt hätte, dann hätte ich den Arzt mal schnell zum Patienten gemacht. Vielleicht auch zu einem, der nicht mehr aufwacht.« Er lachte über seinen Witz, den Max nur daneben fand.

»Lucifer hat dir nicht alle Mittel erlaubt, nur um dafür zu sorgen, dass Eva allein bleibt.«

»Du meinst wohl eher, um sie für dich zu sichern.« Er kniff die Augen zusammen und schnalzte mit der Zunge.
Max nickte knapp, dann nippte er an seinem Bier.
»Sei nicht so verkrampft, Kumpel«, neckte Don ihn und boxte Max auf den Oberarm. »Mensch, sieh dich an. Du bist so weit gekommen. Lucifer hat aus dir einen Gigolo gemacht, der fett die Kohle verdient. Und jetzt ist dein Moment gekommen. Du hast sie so gut wie an der Angel und demnächst, wenn du bei ihr einen Treffer versenkst, dann brauche ich ihr nicht mehr hinterherzuschleichen. Ist doch so, oder?« Don grinste schief und hob sein Glas, um mit ihm anzustoßen.

»Klar«, antwortete Max und prostete ihm zu. Er hoffte sehr, Eva bald für sich zu gewinnen. Allein schon, damit dieser Kerl nicht mehr hinter ihr her spionierte. Der Gedanke behagte ihm ganz und gar nicht. Mit Erleichterung dachte er, dass Evas erste Reaktion auf ihn bei ihrem Wiedersehen positiv ausgefallen war. Nach der großen Verwunderung über seine Veränderung hatte sie ihn voller Neugierde angefunkelt, und beim Abschied ein erstes Date in Aussicht gestellt. Dabei hatte er deutlich gespürt, dass er ihr gefiel. Nun galt es, sie so schnell wie möglich zu erobern und ihre gemeinsame Zukunft umgehend zu sichern. Am liebsten würde er sie vom Fleck weg heiraten, so vernarrt war er schon immer in sie. Ihre Schönheit, ihre reizvolle Art, so voller Güte und doch anspruchsvoll. Er hatte zwar lange keinen persönlichen Kontakt zu ihr gepflegt, doch verfolgt hatte er sie insgeheim immer. Als sie noch mit Manuel zusammen war, konnte er über Kontakte zu ehemaligen Schulkameraden vieles von ihr erfahren. Und wäre Manuel nicht vor zweieinhalb Jahren gestorben, hätte sie ihn vielleicht sogar heiraten wollen. Doch zu der Zeit war Max bereits in sein Trainingsprogramm eingestiegen, allein schon, um bei den beiden rechtzeitig dazwischen zu grätschen. Ob ihm das gelungen wäre? Wie auch immer, er hätte niemals zugelassen, dass einem ihrer Geliebten etwas Ernsthaftes zustößt – und das wusste Lucifer genau.

»Jetzt grüble nicht rum. Du wirst bei ihr landen, klare Sache. Überleg mal, wieviel Übung du mit den ganzen Mädchen gesammelt hast. Du hast viele von ihnen für den Club eingearbeitet und sag mir nicht, es hätte dir keinen Spaß gemacht.« Don boxte ihn erneut auf den Oberarm und erntete dafür ein Schnauben von Max. »Ist doch so. Auf alle Fälle bist du dadurch vom Anfänger in die Profi Liga aufgestiegen, und das wird deine Eva schnell merken. Wenn du sie erstmal in der Kiste hast, wird sie dir verfallen.« Die Gläser klirrten, als Don sein Glas gegen das von Max schwenkte. Sein Wort in Gottes Ohren. Doch der hatte mit seinem Werben um Eva absolut nichts zu tun.

Als Max am nächsten Tag zum Abendessen in Lucifers familiärer Runde saß, nippte er ausgelaugt an seinem Rotwein. Nach einer Joggingrunde am Morgen hatte er den restlichen Sonntag in den neuen Räumlichkeiten des Immobilienbüros verbracht, um sein Büro einzuräumen. Die Eröffnung stand in Kürze bevor und sie lagen gut im Zeitplan. Lucifer war am Nachmittag auch im Büro aufgeschlagen und hatte ihn spontan zum Abendessen in sein Haus eingeladen.

»Was ist mit dir los? Du wirkst so abwesend«, bemerkte Lucifer, während er sein Weinglas schwenkte.
Max ließ seine Gabel mit den aufgedrehten Spaghetti auf den Teller sinken und erwiderte Lucifers Blick. »Na ja, jetzt wird es ernst. Ich bin so nahe an meinem Ziel, also an meinem Hauptziel, und nun hoffe ich doch sehr, dass ich es auch erreichen werde.«

Lucifer legte ihm die Hand auf die Schulter, fixierte ihn scharf. »Du wurdest drei Jahre perfekt geschult und trainiert, bist absolut fokussiert. Natürlich wird es dir gelingen, deine Angebetete zu erobern. Eine andere Option gibt es nicht. Selbst wenn es nicht auf Anhieb funktionieren sollte, dann machen wir es passend.« Er zog seine Hand zurück und bedachte ihn mit einem strengen Blick. »In unserer Welt gibt es weder ein Nein noch Zweifel. Du weißt, was du willst und nun setze es um.«
Max nickte langsam. »Ich lade sie zur Eröffnung des Immobilienbüros ein. Dann mache ich die Sache klar.«

Lucifer grinste. »So gefällst du mir.« Er hob sein Glas an, um mit Max anzustoßen. »Auf deine Eva, auf die ich schon sehr gespannt bin, und dich«, sagte er, dann klirrten die Gläser aneinander.
»Hast du noch von den Pillen da, die so anregend sind?«, fragte Max und konzentrierte sich auf seine Nudeln.

Lucifer lachte leise. »Natürlich.« Er schob ihm ein Tütchen zu, das Max sofort in seiner Hosentasche verschwinden ließ. »Damit bist du rund um die Uhr einsatzfähig, ganz egal wobei.«
Im Grunde genommen war es Max unangenehm, dass er sich aufputschte, aber er schätzte den Vorteil, dadurch mehr Power zu haben. Trotzdem wollte er es nicht an die große Glocke hängen.
»Na mein Hübscher?«
Max sog erschrocken die Luft ein, als Cara, Lucifers Tochter, sich lachend auf seinen Schoß fallen ließ. »Kommst du mit mir eine Runde in den Pool?« Mit ihren Händen umschlang sie seinen Nacken und bedachte ihn mit einem Augenaufschlag, der reine Verlockung ausdrückte und seinen Puls automatisch erhöhte. Dennoch griff er nach ihren Händen und löste sie aus seinem Nacken. »Sorry, aber heute nicht mehr.« Er warf einen Blick nach draußen. Der sicher fünfzehn Meter lange, in den Boden eingelassene Pool war beleuchtet und würde ihm nach dem warmen Sommertag sicher Abkühlung verschaffen. Doch er war schon des Öfteren mit Lucifer und seiner Familie darin schwimmen, und Cara machte sich mittlerweile einen Spaß daraus, ihn verführen zu wollen.
»Erfrischt euch doch etwas«, mischte Lucifer sich ein.
Cara sprang auf. »Genau! Nur eine kurze Runde. Ach komm doch mit!« Sie griff nach seiner Hand, zog daran. In diesem Moment wirkte sie auf ihn wie ein Teenie, nicht wie die Frau von Mitte zwanzig, die sie war.
Lucifer grinste ihn an. »Geht nur.« Dann hob er sein Weinglas an den Mund und nippte daran.
Max seufzte. Er wusste genau, dass Lucifer Max gerne an der Seite seiner Tochter gesehen hätte. Doch alle hatten zwischenzeitlich gemerkt, dass sein Herz voll und ganz Eva gehörte. Ganz egal, was er in den vergangenen drei Jahren an Lucifers Seite kennengelernt hatte und mit welchen Frauen er im Bett gewesen war, oder welche Möglichkeiten sich ihm mittlerweile boten. Er hatte außer den Mädchen vom Club, die er mit einarbeiten musste, keine der Frauen angerührt, die seinem neuen Ich so bereitwillig zu Füßen lagen.

Cara schwang ihr Kleid über den Kopf und ließ es zu Boden gleiten. »Nun komm schon«, rief sie, während sie in ihrem Bikini, der so schwarz wie ihr langes Haar war, vor ihm hin und her tingelte.
»Ich möchte noch kurz mit deinem Vater reden. Aber von mir aus komme ich dann noch eine Runde mit rein.«
»Lass mich nicht zu lange warten«, rief Cara, dann rannte sie voller Übermut hinaus und sprang in den Pool.
Max grinste, als ihr Kopf wieder aus dem Wasser auftauchte und sie ihm zuwinkte. »Sie ist ein hübsches Ding«, bemerkte Lucifer und bedachte Max mit einem eindringlichen Blick.
»Ich weiß.« Obwohl Cara, genau wie Lilia, mit Sicherheit auch Cleopatra Konkurrenz gemacht hätte, und mit ihren weiblichen Rundungen eine wahre Augenweide war, sprang der Funke bei Max nicht über. Sie war ein anderer Schlag Mensch. Lug, Betrug, Verführung und Spaß waren in dieser Familie an der Tagesordnung und jeder nahm sich die Freiheiten, die er wollte.
»Vielleicht überlegst du es dir doch noch anders. Ich hätte dich gerne zum Schwiegersohn«, fuhr Lucifer fort.
»Ich weiß«, antwortete Max erneut. »Ich danke dir, aber ich werde meinen Plan weiterverfolgen. Genau deshalb wollte ich auch mit dir reden.«
Lucifer stellte sein Glas auf dem Tisch ab und legte den Kopf schief. »Schieß los.« »Ich möchte mich ab sofort nur noch auf Eva konzentrieren, also was das Thema Frauen angeht. Daher bitte dich darum, mich von der Aufgabe zu entbinden, die Clubmädchen einzuarbeiten.«
Für einen Moment herrschte Totenstille am Tisch. Selbst Lilia, die in ein Gespräch mit Damian verwickelt war, hielt inne und schaute zu ihm rüber. Hatte sie das Gespräch zwischen ihm und Lucifer etwa doch mitbekommen oder lag es an Lucifer, dessen Züge sich schlagartig verschlossen und der die Atmosphäre im Raum in ein Hochspannungsfeld verwandelte?
Das Platschen von Wasser drang von draußen herein und durchbrach die Stille, als Cara erneut einen Sprung in den Pool vollführte.
Lucifer kniff die Augen zusammen und seine Kiefernmuskeln zuckten. Obwohl Max ihn mittlerweile gut kannte, ahnte er nicht, was sein Chef in diesem Moment dachte.

»Ich übernehme doch viele andere Aufgaben, das ist kein Thema, das mache ich gerne. Aber was die Mädchen angeht, gibt es doch einige andere, die lieber dabei helfen«, gab er zu bedenken.
Lucifer streckte Max die erhobene Hand entgegen, um ihm zu signalisieren, dass er nicht weiterreden solle. »Einverstanden. Bis auf Weiteres.«

Max atmete hörbar aus, denn er hatte vor Schreck die Luft angehalten. »Ich danke dir«, antwortete er angespannt.
Lucifer lehnte sich im Stuhl zurück, seine Miene war ernst. »Nun lasse meine Tochter nicht länger warten.«

»Natürlich.« Max erhob sich so abrupt, dass sein Stuhl nach hinten kippte. Hastig hob er ihn wieder auf und rückte ihn an den Tisch. »Entschuldige«, rief er, während ihm das Blut in die Wangen schoss. Damit eilte er hinaus.
»Na endlich«, tönte Cara, die auf dem Rücken eine Bahn durch den Pool zog. Max schnaubte und ging zum Poolhaus, in dem immer ein Vorrat an Badebekleidung für Gäste bereitstand. Beim Umziehen bemerkte er, dass seine Hände zitterten. Lucifer war einfach unberechenbar. Er hatte schon oft genug miterlebt, wie er Strafen verhängte, wenn ihm etwas nicht passte. Und gerade eben war es wieder da, dieses Gefühl, dass sein Anliegen auf Messers Schneide stand, und er ihm aus irgendeinem Grund nachgegeben hatte. Es konnte gut sein, dass er in Kürze eine andere Forderung an ihn stellen würde. Alles war bei Lucifer ein Geben und Nehmen. Aber Max war beinahe alles recht, wenn er nur nicht mehr die Mädchen einarbeiten musste. Er wollte sich ab sofort nur noch auf Eva konzentrieren.

Mit einem Satz war er im Wasser und kraulte zwei Bahnen, bis er zu Cara schwamm, die sich mit ausgebreiteten Armen auf den Beckenrand stützte und unter Wasser gymnastische Übungen mit den Beinen vollführte.
»Na, habt ihr alles geklärt?« Sie unterbrach ihre Übungen und wandte sich Max zu, der sich mit einer Hand neben ihr am Rand festhielt.

»Ja.«
Cara schwang sich vor Max und hielt sich an seinen Schultern fest. Dabei strahlte sie ihn an.
»Was willst du?«, fragte Max mit einem Seufzen.
»Spaß haben. Du nicht?« Sie presste sich an ihn, doch Max schüttelte den Kopf. »Nein. Ich habe anderes im Kopf.«
Ihre Miene verfinsterte sich. »Spielverderber. Was hat diese Eva bloß an sich, dass du in deinem Privatleben so keuch bist? Du kennst sie doch gar nicht richtig.«

Er lächelte schief. »Das mag sein. Aber ich habe sie schon in der gemeinsamen Schulzeit bewundert und bin über die Jahre dran geblieben, ohne dass sie es bemerkte. Du wirst bald sehen, was für eine großartige Frau sie ist.«
Cara schnaubte. »So viel toller als ich?«

»Ach hör doch auf. Sie ist ein ganz anderer Typ und ich stehe schon ewig auf sie. Das hat nichts mit dir zu tun«, antwortete er gereizt. »Du hast doch so viele Kerle an der Hand, mit denen du dich brüsten kannst. Meinst du nicht?« Sein Ton wurde versöhnlicher.

»Ja schon, aber du …« Weiter kam sie nicht, denn ein Schmerzensschrei drang vom Haus zu ihnen und ließ sie herumfahren.
»Scheiße«, japste Cara, während Max scharf die Luft einsog. Lucifer stand im Wohnzimmer einem Mann gegenüber, den er an den Schultern festhielt. Dabei leuchteten Lucifers Hände auf, als wären sie aus purem Feuer. Cara kletterte aus dem Becken und eilte auf das Haus zu. Der Mann schrie noch immer.

Max` Herz raste, als er aus dem Pool stieg und Cara in sicherem Abstand folgte. »Vater!«, schrie sie und betrat triefend nass den Wohnraum. Lucifer fuhr zu ihr herum, seine Augen loderten feuerrot. Doch Caras Anwesenheit lenkte ihn ab, sodass er seine Hände zurückzog und das Lodern verschwand. »Dieser Kerl schleicht dir hinterher, er ist ein Spanner,« grollte er.

»Herrje, was erzählst du denn da? Er ist einer unserer neuen Bodyguards und ich habe was mit ihm«, fuhr sie ihn an, ihre Züge waren vor Wut verzerrt. Ohne seine Antwort abzuwarten, presste sie sich an ihrem Vater vorbei, um zu dem vor Schmerz keuchenden jungen Mann zu gelangen. »Hey Mick, lass mal sehen.« Der bullige Bodyguard wankte. Max machte einen Schritt vor und stützte seinen Arm. Der Geruch verbrannter Haut stieg ihm in die Nase und verursachte ein Würgen. Die Schultern des jungen Mannes, der nur ein Muskelshirt trug, leuchteten purpurrot und er kniff sein Gesicht vor Schmerz zusammen. Max bemerkte, dass Lilia und Damian mit besorgten Mienen näher traten.

»Ich dachte, dieser Typ steigt dir nach«, verteidige sich Lucifer und erntete von Cara ein Schnauben. »Nun hilf ihm schon! Repariere den Schaden, den du angerichtet hast«, fauchte sie ihren Vater an und warf ihm einen düsteren Blick über die Schulter zu. Lucifer kniff die Augen zusammen, Verärgerung huschte über seine Miene. Doch er entspannte sich schlagartig, als Lilia ihm die Hand auf die Schulter legte und ihm etwas zuflüsterte. »Geh zur Seite«, knurrte er und wartete, bis Cara an Micks andere Seite huschte, um den gegen die Besinnungslosigkeit kämpfenden Bodyguard zusammen mit Max zu stützen. »Nein!« Mick riss entsetzt die Augen auf, als Lucifer seine Hände hob.
Lucifers Kehle entrang ein Lachen. »Ich tue dir nichts und lege meine Hände auch nicht auf deine Wunden. Halte still, gleich geht es dir besser.« Lucifer streckte die Hände wenige Zentimeter über Micks Schultern. Warmes Licht strahlte daraus hervor, das von Rauchschwaden umgeben wurde. Es durchdrang die Schultern des Verletzten und ließ diesen nach einer Weile tief durchatmen. Max beobachtete, wie sich die Brandblasen unter den Strahlen zurückbildeten und das rohe Fleisch sich wieder verschloss. Nach wenigen Minuten, in denen sich Micks Gesicht zusehends entspannte, zog Lucifer die Hände zurück. »Ich wusste nicht, dass Cara tabu ist«, stammelte Mick, als Lucifer von ihm wegtrat. Max und Cara ließen den Bodyguard los, der nun wieder sicher auf seinen Füßen stand.

Lilia trat an Lucifers Seite. »Das ist sie nicht«, erklärte sie mit Bedauern in der Stimme.

Nach einem Seitenblick zu seiner Frau murrte Lucifer leise, dann wandte er sich wieder Mick zu. »Cara ist alt genug. Sie kann sich ihre Spielgefährten nach ihrem eigenen Geschmack aussuchen.« Er bedachte Mick mit einem abschätzigen Blick von Kopf bis Fuß. »Alles wieder in Ordnung?«, fragte er.
Der junge Mann nickte.

»Ich war etwas zu voreilig, bin impulsiv«, erklärte Lucifer mit ernster Miene, dann wandte er sich Lilia zu, ergriff ihren Arm und zog sie mit sich. Die beiden verließen eiligen Schrittes den Raum.
Erneut öffnete sich die Tür und Damian trat ein. Er hielt sein Handy in der Hand und schaute überrascht zu Cara, Mick und Max. »Habe ich gerade was verpasst?«

Max war froh, als er wenig später in seinem Auto saß und das Anwesen verließ. So aufregend vieles an Lucifers Seite auch war, so gefährlich war es. Missverständnisse, Wutausbrüche und Unberechenbarkeit waren an der Tagesordnung und Max war froh, dass Lucifer ihm wohl gesonnen war. Seine Gedanken wanderten zu Eva und beschleunigten schlagartig seinen Puls. Wie hübsch sie gestern auf dem Fest ausgesehen und wie erfreut sie mit ihm gesprochen hatte. Die Verwunderung über seine Veränderung hatte er nicht nur an ihren Zügen deutlich erkennen können, sondern sie hatte ihn sogar darauf angesprochen. Jetzt wurde es ernst, denn er war seinem Ziel so nahe. Er durfte sich keinen Fehler erlauben, da er vermeiden wollte, dass Lucifer seiner Traumerfüllung auf fragwürdige Art und Weise nachverhalf. Nach wenigen Minuten bog er in die Fußgängerzone ein, rollte langsam vor die Buchhandlung. Um elf Uhr waren an diesem Sonntagabend hier keine Passanten mehr unterwegs. Er schnappte sich die Einladung zur Geschäftseröffnung des Immobilienbüros, die am kommenden Mittwoch stattfand, und warf sie in den Briefkasten der Buchhandlung. Eilig stieg er wieder ein und fuhr davon. Die Geschäftseröffnung war ein idealer Anlass, Eva einzuladen und sie so in Kürze wiederzusehen. Sie würde bestimmt zusagen, das hoffte er zumindest. Auf der Karte, die vorwiegend an bestehende Kunden versandt worden war, hatte Max persönliche Worte an Eva ergänzt. Er atmete tief durch und schlug voller Enthusiasmus auf das Lenkrad. Jetzt hatte er das Ganze ins Rollen gebracht und er würde sein Ziel erreichen. Zu sehr malte er sich seit Jahren Evas Eroberung und ihre gemeinsame Zukunft aus. Er wollte unbedingt Kinder mit ihr und wusste, dass es wichtig war, die Beziehung so schnell wie möglich zu festigen. Eine Schwangerschaft wäre optimal, würde sie sicher in Kürze eng zusammenschweißen und den Weg für die gemeinsame Zukunft ebnen. Aber eins nach dem anderen… Auch wenn er Eva in den vergangenen Jahren nur aus der Ferne betrachtet hatte, so wusste er vieles von ihr. Ihre Affären hatte sie schnell wieder beendet, da sie auf der Suche nach einer festen Beziehung war und ihr die Männer zu unstet gewesen waren. Einer davon war ihr behandelnder Arzt gewesen. Bei ihm hatte sich Max ernsthaft gesorgt, ob sie ihr Herz an ihn verlieren würde. Doch nach einigen Treffen musste sie feststellen, dass dieser auch andere Frauen in seiner Praxis verführte. Die Beziehung brach sie ab und eine neue Arztpraxis war auch schnell gefunden. Max schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie Don ihm damals von den neuesten Entwicklungen seiner Detektivarbeit berichtet hatte. Eva hatte dem Arzt ein Glas Bier über den Kopf geschüttet und ihn triefend nass vor einem Restaurant sitzen lassen.

Geschäftseröffnung

Drei Tage später war es soweit. Max griff nach der Pille, die Lucifer ihm mit einem Grinsen neben sein Wasserglas geschoben hatte, und schluckte sie runter. »Prost mein Lieber, das ist dein großer Tag«, verkündete sein Chef und hob sein Champagnerglas in die Luft. Sie standen in der Kaffeeküche des Immobilienbüros und genossen die Ruhe vor dem Sturm. Gleich würden die ersten Gäste für die Eröffnung eintreffen. Allein der Gedanke daran, dass Eva bald hier eintraf, ließ Max Herz schneller schlagen. Er würde alles daran setzen, sie zu erobern, sie heute zur Frau an seiner Seite zu machen. Lucifer schüttelte ungeduldig den Kopf, dann schenkte er Max ebenso ein Glas Champagner aus. »Schluss mit Wasser, wir stoßen jetzt richtig an. Oder soll deine Angebetete dir deine Angst auf den ersten Blick ansehen? Er drückte ihm ein Glas in die Hand und hob seins erneut an. »Viel Erfolg heute!«

Max lächelte schief, leerte sein Glas in einem Zug und stellte es auf den Küchentisch. »So gefällst du mir«. Lucifer lachte und schenkte ihnen nach. Seine Miene wurde ernst. »Spaß beiseite. Du hast in den letzten drei Jahren viel von mir gelernt. Für meine Geschäfte hast du dich zu einem Profi entwickelt und nun erfüllst du dir noch deinen privaten Traum. Und da du einige Mädchen für den Club eingearbeitet und deine Erfahrungen gesammelt hast, wirst du ihr ein begnadeter Liebhaber sein, den sie ständig in ihrem Bett wissen möchte.« Er schmunzelte. » Ich hoffe sehr, dass sie all das wert ist und eine würdige Partnerin an deiner Seite sein wird. Im Idealfall auch fürs Geschäft, denn dafür sollte eine geeignete Frau an deiner Seite glänzen.«

Max lachte. »Oh, das wird sie … Ich arbeite schon lange daran, ihr ein würdiger Partner zu werden. Mach dir andersrum mal keine Sorgen.«

Lucifer fixierte ihn scharf, sodass Max ernst fortfuhr. »Nein wirklich, du wirst sie bald kennenlernen und dann sicher bemerken, was für eine besondere Frau sie ist.« »Darauf trinken wir. Ich bin schon sehr gespannt, welche Frau dich so in ihren Bann gezogen hat, dass du für sie deine Seele dem Teufel verkauft hast.«
Max prostete Lucifer zu und war sich sicher, dass Eva all das wert war.
»Hier seid ihr ja!« Lilia streckte ihren Kopf in die Küche. »Die ersten Gäste treffen gerade ein. Ihr solltet euer Vorglühen beenden und sie empfangen.«
Die beiden leerten ihre Gläser und machten sich auf den Weg.

Innerhalb weniger Minuten trafen einige Gäste ein, sodass sich die Empfangshalle des Hotels und die Gänge des Immobilienbüros zügig füllten. Max sah sich um. Bisher hatte er Eva noch nicht entdeckt. Er war aufgekratzt, fühlte sich frisch wie nach der Morgendusche und insbesondere bereit für alles, was er sich heute mit ihr vorgenommen hatte. Seine Lenden zogen sich zusammen bei dem Gedanken daran, dass er mit ihr die Nacht zum Tag machen wollte. Die zuvor eingeworfene Pille würde ihre Wirkung auch hierbei nicht verfehlen. Sein Blick fiel auf Lucifer, der mit seiner Lieblingskundin Marina ins Gespräch vertieft war. Die dralle Blondine mit der langen Mähne hatte es ihm angetan und er wusste, dass sie schon einige gemeinsame Geschäftsabschlüsse ausgiebig zusammen gefeiert hatten. Sie trug ein enges, stahlblaues Etuikleid mit tiefem Ausschnitt, der nicht nur äußerst üppig gefüllt war, sondern in den Lucifer mit seinen Blicken beinahe versank. Lucifer beugte sich nahe zu ihr vor, presste sich an sie, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Max schmunzelte und schaute sich weiter um.

Da entdeckte er Eva.
Mit dem Rücken ihm zugewandt schlenderte sie entlang der Bibliotheksregale. Klar, dass sie als Buchhändlerin und Leseratte hier zu finden war. Er beobachtete sie einen Moment, hielt inne und atmete tief durch. Nun war es soweit. Dies war sein großer Moment. Obwohl sie von ihm abgewandt dastand und die Haare hochgesteckt trug, hatte er sie sofort erkannt. Er genoss ihren Anblick, spürte die Hitze, die schon jetzt seinen Körper durchflutete. Er verfolgte und beobachtete sie schon so lange, dass sich alles an ihr in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Er würde seine Traumfrau unter Tausenden erkennen. Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß. Ihr eng anliegendes Sommerkleid entblößte ihren Rücken zur Hälfte und ließ ihn schwer atmen. Bevor seine Anspannung ins Unermessliche wachsen würde, gab er sich einen Ruck und überwand die wenigen Schritte, die ihn von ihr trennten. »Gefallen dir unsere Räumlichkeiten?«, raunte er in ihren Rücken, wobei ihre Nähe ihm eine Gänsehaut über den Körper jagte.

»Hey Max! Vor lauter Staunen habe ich dich gar nicht bemerkt«, rief sie. »Und ja, was ich bis jetzt gesehen habe, ist sehr geschmackvoll eingerichtet.«
Max hieß sie willkommen und hauchte ihr zur Begrüßung Küsse auf die Wangen. Dabei saugte er ihren Duft ein und wünschte sich augenblicklich, mit ihr allein zu sein. So lange schon wartete er auf sie. Nun war es endlich soweit. Sein Herz raste, doch er zwang sich zur Ruhe. Er bemerkte Evas Strahlen, ihre Blicke. Er gefiel ihr, das war deutlich erkennbar und ließ ihn aufatmen, aber auch vor freudiger Erwartung erschauern.

Als Max eine Stunde später mit Eva in der Hotelsuite mit Champagner anstieß, offenbarte er ihr, wieso er diesen Tag als doppelten Glückstag betrachtete. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er nach dem ersten Grund, der Übernahme des Immobilienbüros als Geschäftsführer, den zweiten Grund, Evas Anwesenheit, nannte. Nun galt es, sie als seine Frau zu erobern. Als er sie endlich küsste und sie den Kuss nicht nur erwiderte, sondern voller Leidenschaft darin versank, fiel die Anspannung der Sorge von ihm ab. Sein Körper stand schlagartig in Flammen. Er wollte sie, mehr als alles andere auf der Welt. Es fiel ihm schwer, sich zu bremsen, doch er wollte diesen Moment auch genießen. Immer wieder betrachtete er sie voller Bewunderung, hauchte ihr »meine Göttin« zu, als er sie liebte. Und das tat er aus ganzem Herzen, und er wollte es für immer tun. Später in der Nacht, als er in ihrem Bett in ihrem Zuhause lag, wusste er, dass er bleiben würde. Sie war in ihn verliebt, das spürte er. Doch er würde dafür sorgen, diese Beziehung schnell zu festigen. Er wusste, dass sie nicht verhütete und hatte die Kondome alle präpariert. Er hoffte sehr, dass sie bald sein Kind trug und so noch schneller zustimmen würde, seine Frau zu werden.

»Schon wieder?«, fragte sie, als er sich im Bett erneut an sie presste, sie seine Erregung deutlich spürte.

»Am liebsten rund um die Uhr«, keuchte er und erstickte ihre Empörung, in dem er seine Lippen auf ihre senkte.
Noch heute würde er bei ihr einziehen und sie nie wieder verlassen. Jetzt gehörte sie endlich ihm. Er war der glücklichste Mann der Welt.

Ende

Ich hoffe sehr, dieser Einblick in Max‘ Erleben hat Dir gefallen. Wenn Du Anregungen zur Geschichte hast, würde ich mich sehr freuen, wenn Du mir diese mitteilst.
Demnächst gibt es einen weiteren Einblick. Von wem und worum verrate ich jedoch noch nicht. Lass Dich überraschen!

Danke für Dein Interesse und bis bald! Herzlichst, Deine Emma